Arzthelfer Internet

Wann ein Arztbesuch sinnvoller ist als eine Google-Suche

Es ist Sonntagmorgen. Helgas Blutdruckmessgerät zeigt einen Wert von 150 zu 90. Dieser Wert ist höher als normal. Da sie diesen Wert nicht einordnen kann, fragt Sie sich: Ist das bedenklich? Sie tippt den Wert in eine Google-Anfrage und bekommt ein Suchergebnis mit über zwei Millionen Treffern. Sie steht nun vor einer Herausforderung. Wie findet Helga aus der großen Menge an Suchergebnissen das für sie zutreffende Ergebnis? Wir informieren Sie darüber, wann es sinnvoll ist, nach Gesundheitsinformationen im Netz zu suchen und worauf Sie achten sollten.

Schlechte Informationen können dazu führen, dass notwendige Arztbesuche zu spät erfolgen und sich dadurch der Gesundheitszustand sogar verschlimmert. Auf der Basis falscher Informationen könnten unwirksame, falsche oder gar schädliche, frei verkäufliche Medikamente oder Behandlungsmethoden ausprobiert werden. In der Folge davon können Ängste geschürt und Unsicherheit darüber ausgelöst werden, welche Quelle vertrauenswürdig ist, wenn es um eine Diagnose geht.

Es gibt zwei wichtige Regeln zu beachten:

  • Eine richtige Diagnose lässt sich nicht alleine mit Computer oder Smartphone herausfinden!
  • Auch wenn die Gesundheitsinformationen noch so gut und seriös erscheinen, können sie den Kontakt mit einer Ärzt*in nicht ersetzen!

Wann ist es sinnvoll Gesundheitsinformationen aus dem Netz zu lesen?
Suchergebnisse mit guten Gesundheitsinformationen können helfen, sich auf einen Arztbesuch vorzubereiten und gute Fragen zu stellen. Sie helfen auch, eine von einer Ärzt*in festgestellte Krankheit besser zu verstehen. Außerdem sind sie geeignet, sich zwischen mehreren Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, die von Ärzt*innen vorgeschlagenen wurden, zu entscheiden.

Es ist ratsam, sich vor der Suche Gedanken zu machen, worüber man sich informieren möchte. Machen Sie sich vor Beginn der Suche darüber Gedanken, nach was Sie genau suchen möchten. Die folgenden Tipps können helfen, unter den zahlreichen Suchergebnissen die seriösen, neutralen und hilfreichen Treffer herauszufinden.

Heilungsgarantien gibt es nicht
Auf vielen Seiten werden gesundheitsbezogene Aussagen getroffen und ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung mit einer hundertprozentingen Wirkungs- oder Heilungsgarantie ohne Nebenwirkungen versprochen. Bei solchen Angeboten handelt es sich in der Regel um Werbeversprechen, die zum Kauf auffordern sollen.

Den Anbieter der Seite prüfen
Der erste Blick sollte darauf zielen, von wem die Seite ist. Angaben dazu finden sich oftmals unter „Impressum“, „Wir über uns“ oder „Kontakt“. Neutrale Betreiber, die kein Interesse an der Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen haben, sind immer eine gute Wahl. Wenn dann neben erkennbar qualifizierten Autor*innen , auch noch Betroffene zu Wort kommen, lohnt es sich, diese Seite näher anzuschauen.

Auf Informationsqualität achten
Bei Seiten auf denen viele allgemeine Formulierungen wie „Schulmedizin“, „ganzheitliche Medizin“ oder „natürliche Medizin“ verwendet werden, ist die Informationsqualität häufig nicht besonders hoch. Auf guten Seiten hingegen, werden Fachbegriffe in einer für jeden verständlichen Sprache erklärt.

Kennzeichen von Seiten mit hoher Informationsqualität

  • Seiten mit guten Gesundheitsinformationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie werbefrei sind und keine Markennamen genannt werden.
  • Die Information fordert nicht zum Kauf von Produkten auf.
  • Es werden stets mehrere Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten zur einer Krankheit vorgestellt.
  • Die jeweiligen Vor- und Nachteile werden offen dargestellt.
  • Man erfährt auch, was in der Forschung noch unsicher oder unbekannt ist.
  • Es wird offen dargestellt, für welche Behandlungen Kosten entstehen, die selbst getragen werden müssen.

Besonders hilfreich sind Seiten, die mit Links auf weiterführende Angebote und Beratung verweisen wie andere Internetseiten, Literatur, Selbsthilfe-Organisationen und medizinische Fachgesellschaften.

Gesundheitsforen
Zu nahezu jeder Erkrankung gibt es inzwischen Internetforen. Zwar bieten diese Raum, zum Austausch, sind aberkeineswegs zuverlässige Informationsquellen. Meist sind die diskutierten Themen und Eindrücke subjektiv und werden nicht auf Richtigkeit und Qualität geprüft. Es kann vorkommen, dass sich Menschen als Patient*in tarnen, um etwas zu verkaufen oder persönliche Daten zu sammeln. Foren, die von qualifizierten Autor*innen begleitet werden, sind deshalb zu bevorzugen.

Überlegen Sie sich gut, wie viel Sie über Ihren Gesundheitszustand mitteilen möchten – besonders in Verbindung mit der Eingabe Ihres Namens. Ihre Krankengeschichte oder Unterlagen sollten Sie niemals im Internet oder per E-Mail an Unbekannte weitergeben.

Wo gute und sichere Gesundheitsinforamtionen zu finden sind:

Auf den Seiten des Gesundheitsministeriums:

Auf den Seiten der Kassenärzte:

Auf den Seiten der medizinischen Fachgesellschaften:

Die wichtigsten Informationen haben wir Ihnen in unserem Flyer zusammengestellt. Diesen können Sie hier kostenlos bestellen.

Und zu guter Letzt
Ob ein Blutdruck von 150 zu 90 bedenklich ist, kann Ihnen nur einer beantworten: Ihre Ärztin oder Ihr Arzt. Denn das kommt sehr stark darauf an, wie Ihr sonstiger Gesundheitszustand ist. Das kann Dr. Google & Co. derzeit (noch) nicht beurteilen.

Quellen und Links:
Flyer der BKK Pfalz als PDF
Gesundheitsinformationen: https://www.gesundheitsinformation.de/
Bundesgesundheitsministerium: https://gesund.bund.de/
Kassenärztliche Bundesvereinigung: https://www.kbv.de/html/gesundheitsinfos.php
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF): https://www.awmf.org/fachgesellschaften

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 27. März 2023