Was sind Social Bots?

Stimmungsmache durch Meinungsroboter?

„Bot“ steht als Kurzform des englischen Begriffs „Robot“, auf Deutsch Roboter. Gemeint sind hier aber Computerprogramme, die automatisiert bestimmte Aufgaben erfüllen. Zunehmend ist von sogenannten Social Bots die Rede. Die kommen in sozialen Netzwerken vor. Sie nehmen menschliche Identitäten in Form von gefälschten Profilen an und verbreiten vorgefertigte Kommentare oder Nachrichten. Auf diese Weise wird versucht, ein gewisses Meinungsbild im Internet zu erzeugen. Oft lässt sich nicht mehr unterscheiden, ob die Nachrichten von einer echten Person oder einem Bot stammen. Was hinter der Technologie steckt und welchen Einfluss sie auf die Kommunikation und politische Meinungen in sozialen Medien haben, erläutert die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

Die Technologie hinter Social Bots

Einen Social Bot zu programmieren ist leicht. Dafür gibt es kostenlose Software im Netz, die sich schnell und mit nur ein wenig Fachwissen einsetzen lässt. Hinter Bots steckt keine künstliche Intelligenz, sondern ein Algorithmus. Vereinfachend dargestellt, sind Algorithmen festgelegte Ereignisketten. Hierbei sind in der grundlegenden Form Bedingungen für eine Ereigniskette festgelegt: „wenn a, dann b – wenn nicht a, dann c“.

Bots durchsuchen das Internet und insbesondere die sozialen Netzwerke nach bestimmten Schlagwörtern. Findet ein Bot die richtigen Wörter, dann tritt er in Aktion. Mit vorgefertigten Antworten kommentiert er Beiträge oder versucht andere, in ein fiktives Gespräch zu verwickeln.

In selteneren Fällen steckt doch mehr Technik dahinter. Dann kann ein Bot auch seine eigenen Antworten kreieren. Meist baut er sie aus Texten zusammen, die er auf bestimmten Internetseiten gefunden hat. Oder er übernimmt einfach ganze Aussagen. So entstehen Social Bots, die nicht einfach immer wieder dieselben Nachrichten schreiben. Je nachdem wie gut sie programmiert sind, ergeben ihre Postings dann mehr oder weniger Sinn.

Kategorien und Zielsetzungen von Social Bots

Sie können menschliches (Kommunikations-)Verhalten imitieren. Das heißt beispielsweise, bei Facebook Freundschaftsanfragen versenden, bei Twitter anderen Accounts folgen oder eigene Texte vorbereiten. Ihre Zielsetzung ist unterschiedlich. Ein Bot kann auch mehrere Aufgaben übernehmen. So verläuft der Übergang zwischen folgenden drei Kategorien fließend:

1. Die Überlaster

Ein Bot kann den Feed einer Seite oder einer Person mit einer bestimmten Aussage überfluten. Sieht er beispielsweise, dass sich eine Nachrichtenseite zu einem bestimmten Thema geäußert hat, sendet er immer wieder dieselben Gegenaussagen. Bots beschleunigen sich in ihrem gegenseitigen Mechanismus selbst, weil sie ihre Nachrichten gegenseitig liken oder kommentieren können. Echte Kommentare gehen dadurch oftmals unter. Das macht eine normale Diskussion über ein Thema unmöglich.

2. Die Trendsetter

Verwenden viele Bots immer wieder dieselbe Verschlagwortung, ist es möglich, eine Themen-Agenda zu bestimmen. Unterhalten sich etwa plötzlich tausende Bots auf Twitter über einen bestimmten Hashtag, kann der Inhalt Bedeutung in der öffentlichen Debatte erlangen. Ein Thema erscheint damit größer als es ist.  Echte Nutzerinnen und Nutzer können sich einer Fake-Bewegung anschließen, weil sie diese als eine echte Mehrheit begreifen.

3. Die Auto-Trolle

Diese Bots sollen einzelne Nutzerinnen und Nutzer ablenken. Unterhalten sich im Netz etwa zwei Personen über ein Thema, klinkt sich ein solches Programm ein. Dieses schreibt dann immer wieder unpassende, extreme oder sogar beleidigende Argumente. Nutzerinnen und Nutzer können auf diesen fiktiven Provokateur reinfallen. Die normale Diskussion gerät in den Hintergrund. Es wird viel Zeit mit sinnloser Diskussion verbracht. Wer nicht merkt, dass er eigentlich mit einem Bot diskutiert, kann stundenlang beschäftigt sein.

Einfluss von Social Bots

Manchmal werden auf Facebook extreme Meinungen und Hassbotschaften verbreitet, kommentiert und häufig geliked. Das erweckt den Eindruck, dass viele Menschen diese Meinung teilen und für richtig halten. Manipulierte, akkumulierte Meinungen haben damit einen großen Einfluss.

Der Bundestags-Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung beschäftigte sich mit der Frage, ob die Macht der Social Bots den Wahlkampf der Bundestagswahl beeinflussen könnte. Zu einer Kennzeichnungspflicht oder einem Verbot von Bots gab es unter den geladenen Expertinnen und Experten keine einheitliche Meinung. Die Bedeutung von Social Bots wird insbesondere aus zwei Gründen gering geschätzt:

1. Die deutschen Parteien haben ihren Verzicht auf den Einsatz von Social Bots erklärt.

2. Die Nutzerzahlen bei Twitter oder ähnlichen sozialen Netzwerken sind in Deutschland im Vergleich zu den USA viel geringer. Dadurch ist der Einfluss weniger hoch einzuschätzen als er zuletzt bei der Wahl in den USA beobachtet wurde.

Weiterführende Links

https://www.wired.de/collection/tech/welche-social-bots-gibt-es-und-wie-funktionieren-sie

http://www.grimme-institut.de/fileadmin/Grimme_Nutzer_Dateien/Akademie/Dokumente/SR-DG-NRW_04-Online-Hate-Speech.pdf

https://www.wired.de/collection/tech/welche-social-bots-gibt-es-und-wie-funktionieren-sie

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2017/kw04-pa-bildung-forschung-social-bots/488818

http://www.kas.de/wf/doc/kas_46486-544-1-30.pdf

http://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/social-bots-im-wahlkampf-welche-rolle-spielen-sie/150/3101/353582

http://faktenfinder.tagesschau.de/social-bots-bundestag-wahl-101.html

 

Dieser Text wurde mit der Genehmigung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) redaktionell angepasst. Den Originaltext finden Sie auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung.

 

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 31. August 2017