Im Gespräch mit Dr. Helmut Reitze

Reitzes Digitalkolumne

Gefahr von Onlinebetrug, Datenmissbrauch oder eine unüberschaubare Informationsflut: Schlagzeilen rund um das Thema Internet sind oft nicht gerade positiv und können bisweilen angsteinflößend sein. Doch wenn man ein paar Tipps beachtet, gehört die Angst vor dem Internet schnell der Vergangenheit an und die vielen positiven Aspekte, wie etwa der Kontakt zur Familie oder die Möglichkeit rund um die Uhr einkaufen zu können, laden zum Mitmachen ein.

Dr. Helmut Reitze, früherer „heute-journal“-Moderator und Intendant des Hessischen Rundfunks, beleuchtet die Chancen und Risiken des Internets in seinem neuen Videoformat „Reitzes Digitalkolumne“. Wir haben ihn gefragt, was seine Beweggründe für das Format sind, welche Erfahrungen er selbst mit der digitalen Welt gemacht hat und was er so im Internet nutzt.

Was ist die Idee hinter Ihrer Digitalkolumne, die etwa jeden Monat bei Silver Tipps erscheint? Was motiviert Sie dazu?

Ich möchte der Generation 60 plus mit meinen Videos aus meiner persönlichen und beruflichen Erfahrung ein paar Tipps zu Themen aus der digitalen Welt geben. Dabei kann es um aktuelle Themen gehen, wie zum Beispiel Wahlen und wie man sich darüber im Netz sachlich informieren kann. Oder um Grundsatzfragen wie Sicherheit im Internet. Ich finde es wichtig zu zeigen, dass auch jemand wie ich, der lange in der Welt der Medien gearbeitet hat, vor den gleichen Herausforderungen in der digitalen Welt steht wie andere. Die Chancen eines Lebens mit und im Internet sind aber für die allermeisten Menschen größer als die Risiken; wenn man auf bestimmte Dinge achtet. Dieses Verhältnis zwischen Chancen und Risiken im Netz in vielen seiner Formen immer wieder auszuloten und den Menschen nahezubringen, das ist meine Motivation für die Videos.

Was ist Ihre Lieblings-App oder Lieblingsanwendung im Internet und warum?

Da gibt es so viel, dass es schwer ist, eine bestimmte zu nennen. Mit meinem Smartphone und den nützlichen Apps brauche ich keine separaten technischen Geräte mehr zum Schreiben, zum Fotografieren, zum Filmen oder zum Telefonieren. Ich kann mir bei der Kommunikation den Weg zur Post oder zum Zeitungskiosk sparen und außerdem auch den Gang zur Bank oder zum Einkaufen in die Stadt. Das geht alles per Internet. Aber wenn ich eine Anwendung herausheben müsste, dann ist es Googeln: Ich schreibe oder sage, was ich suche, und habe das Wissen der Welt sofort verfügbar. Davon haben Menschen bis vor zwanzig, dreißig Jahren nicht einmal träumen können.

Wenn Sie an Ihre Erfahrungen mit digitalen Medien denken: Gab es einen Schlüsselmoment, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich erinnere mich bestens an meinen ersten Schritt ins digitale Zeitalter. Ich war im Sommer 1987 gerade als Korrespondent ins ZDF-Studio nach Washington gekommen, als mir Kollegen von den Möglichkeiten der Computertechnik vorschwärmten. Ich war Feuer und Flamme und kaufte für viel Geld meinen ersten Laptop, einen NEC Multispeed. Er galt zur damaligen Zeit als Speerspitze der digitalen Technik. Verglichen mit heutigen Laptops sind das lächerliche Leistungen, aber damals war es toll. Es war ein Riesenschritt für mich, bis ich raushatte, wie er funktionierte – danach wollte ich ihn aber nicht mehr missen. Nachrichtenfilme entstehen unter großem Zeitdruck und oft konnte ich früher meine Handschrift kaum mehr entziffern, wenn in letzter Minute der Text gesprochen werden musste. Vorbei: Per Laptop und Word-Programm war alles super lesbar. Und das auch auf Reisen, die Akkus hielten über sechs Stunden lang.

Was würden Sie Personen raten, die Angst vor dem Einstieg in die digitale Welt haben?

Lassen Sie sich beraten – entweder von ihren jüngeren Angehörigen oder von Gleichaltrigen wie den Digital-Botschafterinnen und -Botschaftern in Rheinland-Pfalz, die den gleichen Weg schon gegangen sind. Lassen Sie sich zeigen, wo überall die Vorteile der digitalen Welt liegen.

Smartphone, Internet und Computer eröffnen neue Wege und Möglichkeiten, um beispielsweise in Kontakt zu bleiben, wenn man vielleicht alleine oder nicht mehr so mobil ist wie früher. Oder um wieder selbstständiger zu werden, was vielleicht mit zunehmendem Alter verloren gegangen ist. Es gibt Beratungsstellen wie PC- und Internettreffs, bei denen Sie sich informieren können und die Ihnen helfen. Sehen Sie die Chancen, die darin liegen, etwas Neues zu lernen. Lassen Sie sich nicht abschrecken davon, dass Sie noch mal was lernen müssen – es hält länger jung im Kopf, wenn Sie mit den Jüngeren digital mithalten können. Sie können Ihre Kinder oder Enkel enorm beeindrucken, wenn sie von Ihnen die erste Mail, WhatsApp-Nachricht oder ein Foto geschickt bekommen. Trauen Sie sich!

Das Interview führte Fabian Geib.

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 19. Februar 2020