E-Health

Gesundheit wird digital

Arzt arbeitet mit Tablet

Im Alltag vieler Menschen kommt das Thema digitale Gesundheit immer mehr an, sei es in Form der Nutzung von Wearables, die Körperfunktionen messen, von Gesundheits-Apps oder Onlinesprechstunden bei Ärzt*innen. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet neue Chancen, stellt aber auch Patient*innen und die Ärzteschaft vor große Herausforderungen.

Digitalisierung macht Abläufe in ärztlichen Praxen und Krankenhäusern effizienter. Ärzt*innen tauschen sich durch digitale Kommunikation besser und sicherer aus. IT-Systeme in der Gesundheitsversorgung sollen „interoperabel“ werden, das heißt reibungslos miteinander kommunizieren können. Daten von Patient*innen werden in elektronischen Patientenakten zusammengeführt. Künstliche Intelligenz hilft, frühzeitig schwere Erkrankungen, wie zum Beispiel Hautkrebs, zu erkennen und zu behandeln. „E-Health“ (zu Deutsch „digitale Gesundheit“), wie die digitale Medizin und digitale Gesundheitsanwendungen auch genannt werden, steht für mehr medizinischen Fortschritt und die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung.

Auf dem Weg zur Digitalisierung

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens nimmt in Deutschland nur langsam Fahrt auf. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern befinden wir uns dabei eher auf den hinteren Rängen. In Estland, Dänemark und Spanien sind digitale Technologien bereits Alltag in Praxen und Kliniken. Rezepte werden digital übermittelt und Gesundheitsdaten von Patient*innen in elektronischen Akten gespeichert. Auch in Österreich wurde bereits eine elektronische Patientenakte eingeführt. Die Erfahrungen in der Corona-Pandemie haben besonders deutlich gezeigt, dass das Gesundheitswesen in Deutschland schneller digitaler werden muss.

Das E-Health-Gesetz hat im Jahr 2015 die Weichen für die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland gestellt und den ersten Rahmen für eine digitale Infrastruktur gesetzt. In den folgenden Jahren wurden die gesetzlichen Grundlagen für elektronische Patientenakte, E-Rezept, Apps auf Rezept, Digitale Pflegeanwendungen (DiPA) oder digitale Patientenkurzakte geschaffen. Das Bundesministerium für Gesundheit erarbeitet momentan eine weitreichende Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege, die 2023 vorgestellt werden soll.

Telematikinfrastruktur – die Datenautobahn ins Gesundheitsnetz

Mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens werden Gesundheitsdaten von Patient:innen digital verarbeitet und versandt. Damit diese sensiblen Daten vor Datenmissbrauch geschützt sind, braucht es besonders hohe Sicherheitsstandards bei deren Verarbeitung und Übertragung.

Das wird gewährleistet durch die sogenannte Telematikinfrastruktur (TI). Der Begriff „Telematik“ setzt sich aus den Wörtern „Telekommunikation“ und „Informatik“ zusammen. Die Telematikinfrastruktur ist die Basis für die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems. Die gesamte Kommunikation im Gesundheitswesen soll künftig über die TI erfolgen.

Die Telematikinfrastruktur vernetzt über besonders abgesicherte Internetverbindungen Beteiligte im Gesundheitswesen miteinander, zum Beispiel alle Ärzt*innen, Physio- und Ergotherapeut*innen, Hebammen, Krankenhäuser, Apotheken, Krankenkassen und weitere Gesundheitsdienstleister und Gesundheitseinrichtungen.

Kreise mit Medizinsymbolen

Quelle: Smart Surfer Modul 11

Die TI ist ein geschlossenes Netz, auf das nur registrierte Nutzer*innen Zugriff erhalten. In die Telematikinfrastruktur eingebunden sind unter anderem auch das elektronische Rezept, die elektronische Patientenakte, die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder auch elektronische Arztbriefe.

Die Sicherheitsmaßnahmen für die TI werden regelmäßig vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) geprüft.

Wer ist zuständig für die Telematikinfrastruktur?

Zuständig für die Telematikinfrastruktur ist die gematik. „Gematik“ steht für „Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH“. Die gematik ist die Nationale Agentur für digitale Gesundheit und trägt die Gesamtverantwortung für die Telematikinfrastruktur.

Ziel und Aufgabe der gematik ist es, diese Infrastruktur auszubauen, zu modernisieren und so fit für das digitale Gesundheitswesen der Zukunft zu machen. Die gematik legt die verbindlichen Standards für alle Elemente der Telematikinfrastruktur fest.

Hauptgesellschafter der gematik ist mit 51 Prozent das Bundesgesundheitsministerium. Die restlichen 49 Prozent setzen sich zusammen aus Vertreter*innen der Bundesärztekammer, der Bundeszahnärztekammer, des Deutschen Apothekerverbandes, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung und des Verbands der Privaten Krankenversicherung. Zudem gibt es noch einen Beirat, in dem unter anderem Vertreter*innen von Patientenverbänden sowie der Bundesdatenschutzbeauftragte des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik Mitglieder sind.

Weitergehende Informationen zur gematik

Wie funktioniert die Telematikinfrastruktur?

Digitalisierung erfordert die Verarbeitung von riesigen Datenmengen. Unsere Gesundheitsdaten sind besonders schützenswert. Einen hohen Stellenwert bei der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung nimmt daher der Schutz unserer Daten vor Missbrauch ein. Die Telematikinfrastruktur muss zum Schutz der sensiblen Gesundheitsdaten besonders abgesichert sein. So erfolgt die Kommunikation über die Telematikinfrastruktur mithilfe von Verschlüsselungstechnologien völlig abgeschirmt vom „normalen“ Internet.

Um Zugang zur TI zu erhalten, benötigen Praxen einen speziellen VPN-Zugangsdienst für den Zugang ins Internet. Diese Dienste müssen von der gematik zertifiziert sein. Zur Authentifizierung der Nutzer*innen ist zudem ein elektronischer Heilberufs- beziehungsweise Praxisausweis notwendig. Dieser wird über das Kartenleseterminal eingelesen. Außerdem ist ein bestimmtes technisches Gerät in der Arztpraxis, der sogenannte Konnektor, erforderlich. Er funktioniert ungefähr wie ein handelsüblicher Router – allerdings mit deutlich höheren Sicherheitsstandards.

Der Konnektor ist mit dem Kartenterminal und dem Praxisverwaltungssystem der Arztpraxis verbunden. Er stellt ein sogenanntes Virtual Private Network (VPN) her, das den verschlüsselten Zugang in die TI ermöglicht.

Jedoch ist der Konnektor ein Auslaufmodell. Künftig soll der Zugriff auf die Telematikinfrastruktur ohne diese spezielle Hardware funktionieren. Die Umsetzung soll bis Ende 2025 erfolgen.

Bei jedem Arztbesuch kommen Sie also mit der Telematikinfrastruktur in Berührung, und zwar dann, wenn Ihre elektronische Gesundheitskarte im Kartenlesesystem der Praxis eingelesen wird. Auf der Gesundheitskarte sind die Versichertenstammdaten wie Name, Geburtsdatum und Versichertennummer hinterlegt. Über die TI können Ihre Versichertenstammdaten online geprüft und abgeglichen werden, zum Beispiel, ob Sie noch bei Ihrer Krankenkasse versichert sind.

Das gesamte Smart Surfer Modul „Digitale Gesundheit“ als PDF
Alle Module des Lehrbuchs finden Sie auf der Webseite der Verbraucherzentrale.

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 22. Mai 2023