Online gegen Offline?

Einkaufen im Internet: Gewinner und Verlierer des Onlinehandels

Auf dem Bild sind Lieferpäckchen zu sehen und im Vodergrund ein Siegertreppchen.

Ein riesiges Angebot, Öffnungszeiten rund um die Uhr und eine (meist) kostenlose Lieferung bis vor die Haustür: Das sind zentrale Vorteile des Einkaufs im Internet und für viele Verbraucherinnen und Verbraucher wichtige Entscheidungsgründe dafür, ob man zum Händler in die Stadt geht oder direkt im Internet bestellt. Auf den ersten Blick wirkt es so, als verdränge die Online-Einkaufswelt Stück für Stück den lokalen Einzelhandel und das Ende des stationären Handels wirkt unausweichlich; aber der Eindruck kann täuschen.

Der Einkauf im Internet: Auch für ältere Menschen immer wichtiger

Einkaufen im Internet ist bei allen Altersgruppen beliebt, auch bei Personen über 65 Jahren: So haben sechs von zehn Menschen in diesem Altersbereich nach Daten des Statistischen Bundesamtes schon einmal im Internet eingekauft. 40 Prozent sogar innerhalb der letzten drei Monate. In jüngeren Altersgruppen liegen diese Werte weitaus höher. Gerade für ältere Menschen, die eventuell auch immobil sind oder denen schlicht die Möglichkeit fehlt, vor Ort einzukaufen, eröffnet der Handel im Internet ganz neue Perspektiven und damit Lebensqualität. Auch weil die Waren direkt vor die Haustür geliefert werden. Langes und schweres Schleppen gehört damit der Vergangenheit an. Aber trotz aller Vorteile, Onlineshopping bringt Gewinner und Verlierer hervor.

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<strong>Das Geschäft im Internet: Zahlen und Fakten</strong>

Der Onlinehandel wächst: Nach Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem Jahr 2015 wuchs der Handel im Internet in den Jahren 2009 bis 2014 durchschnittlich um 21 Prozent jährlich. Auch in den Folgejahren nahmen die Absatzzahlen stetig zu. Betrachtet man das Gesamtvolumen des Einzelhandels, dann betrug nach Zahlen des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) der Anteil des Onlinehandels knapp 13 Prozent. Besonders oft werden Unterhaltungselektronik, Bücher, Kleidung, aber auch Haushaltswaren über das Internet bestellt. Weitaus weniger bedeutsam, aber gleichwohl im Wachstum begriffen: Das Bestellen von Lebensmitteln im Online-Supermarkt. Seit dem Jahr 2014 hat sich nach Daten des Handelsverbands Deutschland die Zahl der bestellten Lebensmittel aus dem Internet verdoppelt. Trotzdem werden aktuell nur ein Prozent aller Lebensmittel online geordert.

Die Gewinnerseite

Zu den Gewinnern des Onlinehandels zählen die großen Internethändler: Alleine Amazon setzte im Jahr 2016 über 8 Mrd. Euro um. Es folgen das Versandhaus Otto mit 2,7 und Zalando mit 1,1 Mrd. Euro (Quelle: Statista/EHI – E-Commerce Markt Deutschland 2017). Auch die Paketzusteller verzeichnen dank des immer größeren Onlinehandels ein stetiges Wachstum. Neben steigenden Umsätzen schafft dies auch viele neue Arbeitsplätze für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Logistikbranche. Zu den Gewinnern zählen aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher, denn selten konnten Marktpreise so gut verglichen werden wie heute. Zugleich liegen hierin auch spezielle Herausforderungen.

Wer heute Preise im Internet vergleichen will, braucht einen langen Atem. Was auf den ersten Blick transparent erscheint, ist bei genauerem Hinsehen oft alles andere als objektiv. Viele Vergleichsportale bieten einen begrenzten Preisvergleich, da sie zum Beispiel nicht alle Anbieter berücksichtigen oder Versandkosten außen vor lassen. Mehr Infos hierzu gibt es hier.

Die Verliererseite

Schaut man sich die leeren Läden in kleineren und mittleren deutschen Städten einerseits an und betrachtet andererseits die stetig wachsenden großen Onlinehändler, kann schnell der Gedanke aufkommen, dass hier ein direkter Zusammenhang besteht. Klar ist, dass der Onlinehandel für viel Wirbel sorgt und Dynamik ins Marktgeschehen bringt. Verbraucherinnen und Verbraucher haben heute die Wahl, ob sie von zu Hause aus eine Bestellung aufgeben oder den Weg in die Stadt antreten. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung und der Handelsverband Deutschland bezeichnen den Onlinehandel daher als eine Art „Trendverstärker“, aber nicht als Auslöser der Probleme des stationären Handels. Geschäfte im Internet sind vielmehr als neue „virtuelle Standorte“ zu sehen, die bedingt durch ihre Vorzüge, erhebliche Umsatzverluste für den lokalen Handel erzeugen können.

Die Zukunft des Handels

Die Zukunft des Handels liegt daher in Misch-Konzepten, also nicht on- oder offline, sondern in einer konstruktiven Verbindung beider Wege. Konkret könnte das wie folgt aussehen: Findet ein Kunde im Geschäft in der Stadt nicht das, was er haben möchte, liefert ihm das Geschäft die Ware einfach (kostenlos) nach Hause. Gleichzeitig können dringend benötigte Waren zum Beispiel auch im Internet bestellt und dann am Laden um die Ecke in Empfang genommen werden. Die Herausforderung ist die Kundin oder den Kunden dort abzuholen, wo sie oder er gerade einkaufen möchte, egal ob im Laden, vor dem Laptop oder am Smartphone. Im Kern geht es also nicht „um online gegen offline, sondern um online plus offline“ empfiehlt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung gemeinsam mit dem Handelsverband Deutschland.

Aus Risiken Chancen machen

Neue Konzepte im Einzelhandel greifen längst diesen Ansatz auf. Das Ziel: Die Vorteile beider Einkaufswelten vereinen. Ein positives Beispiel, wie Online- und Offlinehandel zusammengebracht werden können, zeigt das Projekt „Wir in Günzburg“. Lokale Einzelhändler schließen sich dort über eine Internetplattform zusammen und bieten ihre Waren auch im Internet an. So können sich Kundinnen und Kunden online informieren, schauen ob die Ware vor Ort vorhanden ist und auch Lieferungen von lokalen Geschäften noch am selben Tag erhalten. Geliefert wird dann zum Beispiel vom ortsansässigen Taxiunternehmen.

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 6. November 2019