Ein Plädoyer für digitale Mitbestimmung

Die doofen Alten?

Wer zum ersten Mal ein Smartphone in der Hand hält und ins Internet gehen möchte, der kann sich unter Umständen begriffsstutzig und doof vorkommen. Nun hat man endlich ein passendes Gerät, dennoch bleibt die Tür in die digitale Welt verschlossen. Wie kann das sein? Wird einem doch häufig vorgemacht, dass die Technik ganz einfach zu bedienen und total logisch sei. In der Realität sind die Hürden beim Zugang zur Technik oftmals sehr hoch.

Vielen älteren Menschen fällt der Einstieg ins Internet nicht immer leicht. Aufgabe einer demokratischen Politik sollte es sein, alle Menschen mitzunehmen und neue Technologien mit ihren Möglichkeiten zugänglich zu machen.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?

Ist das wirklich so? Sind ältere Menschen „raus“, wenn es um neues Lernen geht? Ich rate zu mehr Gelassenheit und Selbstbewusstsein. Meine Beobachtung ist nämlich eine andere. Ältere Menschen haben schon eine Menge Anpassungsleistungen in ihrem Leben vollbringen müssen. Meine Generation kannte keine Computer oder Smartphones. Wir wurden noch in einer sehr begrenzten Medienlandschaft groß und konnten und können noch immer mit Herausforderungen umgehen.

Der Fehler liegt oft im System

Wenn Schwierigkeiten im Umgang mit technischen Geräten auftreten, sucht man den Grund schnell bei sich selbst. Oftmals liegt der Fehler aber im System: Unlogische Bedienstrukturen, unübersichtliche Menüs, unnötige Fachbegriffe und Anglizismen erschweren das Verständnis. Ziel sollte es sein, Hürden abzubauen und Verständlichkeit herzustellen. Denn nur so wird es ermöglicht, dass auch ältere Nutzerinnen und Nutzer ihre Erfahrung und Reife in die digitale Welt einbringen können. Hierfür braucht es aber den richtigen „Dolmetscher“.

„Unlogisch, unübersichtlich und unnötig.“

Hier kommt nun die politische Bildung ins Spiel. In der Demokratie kann und darf es nicht angehen, Teile der Gesellschaft von zentralen Entwicklungen auszuschließen. Das gilt auch für die Digitalisierung. Wichtig ist zu verstehen, wie digitale Medien unseren Alltag verändern und unser Zusammenleben bereichern können.

Begeisterung wecken, Zugänge aufzeigen

Faszinierend fand ich die Präsentation einer computergesteuerten Wohnung, PAUL, entwickelt an der Technischen Universität Kaiserslautern. PAUL steht für Persönlicher Assistent für Unterstütztes Leben. Er ermöglicht den Benutzern einen unkomplizierten Zugriff auf vielfältige Funktionen aus den Bereichen Gesundheit, Sicherheit, Komfort und Kommunikation. Mit einem Touchscreen können Funktionen einfach und bequem aufgerufen werden.

„Menschen müssen sich einmischen und die Technik zu ihrer eigenen machen.“

Das hat mir eine gute Vorstellung von dem vermittelt, was Digitalisierung im Leben von Menschen bewirken kann. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität. Damit dies gelingt, braucht es die Stimme der potenziellen Nutzerinnen und Nutzer. Sie müssen sich einmischen und die Technik zu ihrer eigenen machen. Die digitale Welt ist für alle zugänglich. Es braucht aber die entsprechende Motivation und den richtigen Zugang für alle. Einen wichtigen Beitrag leisten die Digital-Botschafterinnen und -Botschafter. Sie wecken Begeisterung und ermöglichen Zugänge speziell für ältere Menschen. Die Landeszentrale für politische Bildung in Rheinland-Pfalz ist stolz darauf, sich an diesem Projekt zu beteiligen, denn die Teilhabe aller an der Digitalisierung ist für uns ein wichtiges Ziel in einer demokratischen Gesellschaft.

Nähere zu der Landeszentrale für politische Bildung gibt es hier.

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 1. April 2019