Ökologischer Fußabdruck

Wie umweltfreundlich sind digitale Geräte?

Ein Smartphone ist ein kompliziertes Produkt. Bei dessen Herstellung werden große Mengen an Ressourcen verbraucht und CO2 freigesetzt. Welche Auswirkungen die Herstellung, Produktionsbedingungen und Nutzung von elektronischen Geräten auf die Umwelt haben und auf was Sie beim Kauf von Elektronikprodukten achten können, das wird in diesem Smart Surfer Beitrag erklärt.

 

Digitale Geräte verbrauchen am meisten CO2 bei der Herstellung

Die Herstellung und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) verbraucht aktuell ca. 12 Prozent der global erzeugten elektrischen Energie und trägt zu 3,7 Prozent zur menschlich erzeugten CO2-Bilanz bei. Eine einzelne Person in Deutschland mit einer typischen „digitalen Ausstattung“ (Fernseher, Laptop, Smartphone, Spielkonsole, …) ist damit jährlich für den Verbrauch von 739 Kilogramm CO2 verantwortlich. Über die Hälfte davon, genauer gesagt 447 Kilogramm, entsteht bei der Herstellung der Geräte, der Energieverbrauch in der Nutzung macht nur 292 Kilogramm aus.

Quelle: Samsung

Die Firma Samsung stellt in ihrem Nachhaltigkeitsbericht von 2016 dar, zu welchem Zeitpunkt der Existenz des damaligen Galaxy S6 der größte Einfluss auf das Erdklima besteht. Hier wird ersichtlich, dass Vorproduktion, Endproduktion und Transport der Geräte fast 85 Prozent des Energieaufwands eines Smartphones ausmachen – schon bevor das Gerät das erste Mal durch die Endverbraucher*innen angeschaltet worden ist.

Info: Unter Vorproduktion wird unter anderem die Auswahl der Materialien und Zulieferer als auch die Herstellung von Prototypen in kleiner Auflage verstanden.

Es wird deutlich, dass  die Nutzung von Smartphones weniger Energie verbraucht als die Herstellung. Das steht im Gegensatz zu anderen Haushaltsgeräten wie einer Waschmaschine oder einem Kühlschrank, deren Ökobilanz weniger durch die Herstellung als durch ihren Betrieb bestimmt wird. Wird ein Tablet als Beispiel herangezogen, so beträgt dessen CO2- Bilanz für Herstellung und Nutzung zwischen 100 Kilogramm und 200 Kilogramm, wobei die Herstellung ca. 80 Prozent dieser Bilanz ausmacht.

Die Herstellung digitaler Geräte verschlingt auch eine große Menge an Ressourcen, die am Ende gar nicht in den Geräten selbst zu finden sind. Ein handelsüblicher Laptop besteht zum Beispiel aus weniger als 2 Prozent der in der Produktion genutzten Materialien. Die restlichen 98 Prozent werden zu Müll. Bei Smartphones mit Metallgehäuse sieht es ähnlich aus. Die Gehäuse werden aus einem großen Block gefräst, aus Designgründen (dünne Ränder etc.) wird ein Großteil des Metalls im Gerät selbst aber gar nicht verwendet.

Auch die komplizierten Lieferketten und damit der Transport der Teile, aus denen die Geräte bestehen, erzeugen ein hohes CO2-Aufkommen. Hinzu kommt die problematische Energieerzeugung in den Regionen, in denen die meisten Teile hergestellt werden. 85 Prozent der Anteile eines iPhones werden beispielsweise in China gefertigt. In den Ländern des südostasiatischen Raums liegt die Verwendung erneuerbarer Energien in der Regel unter 10 Prozent und die Verwendung von Kohle ist dort für die Grundlastversorgung unersetzbar. Aber gerade die Verwendung fossiler Brennstoffe erzeugt direkt und indirekt den größten Teil der durch den Menschen erzeugten CO2-Emissionen. Das sind 87 Prozent.

Info: Grundlast bezeichnet die Belastung eines Stromnetzes, die während eines Tages nicht unterschritten wird. Quelle: Wikipedia

Die Produktionsbedingungen
Zwischen den offiziellen Herstellern von digitalen Geräten, den Zulieferern und Produzenten gibt es keine Beziehung auf Augenhöhe. Die Zulieferer sind in großem Maße abhängig von ihren Auftraggebern und auch der Gewinn ist keineswegs fair verteilt. Dies führt zu teils katastrophalen Bedingungen in der Produktion – sowohl unter ökologischen als auch unter sozialen Gesichtspunkten.

Hohe Qualität kaufen
Anstatt beim Preis Kompromisse zu machen, ist es besser, zu einem hochwertigen, aber vielleicht teureren Produkt zu greifen. Das hält länger und schont damit Ressourcen. Die besonders günstigen Modelle enthalten beispielsweise Kupferverbindungen statt Leitungen aus Gold. Kupfer altert sehr viel schneller und dadurch sinkt die Geschwindigkeit des Geräts. Es wird weniger zuverlässig. Informieren Sie sich beim Hersteller über solche Details.

Zulieferer machen nur wenig Gewinn
Ein aktuelles Smartphone ist ein kompliziertes Produkt. Auch die Zulieferketten besitzen komplizierte Strukturen. Weltweit gibt es ca. 60 Zulieferer für die 20 bis 30 Sorten der Teile, aus denen ein Smartphone besteht. Ihnen gegenüber stehen nur wenige Hersteller, die aber alle nach dem klassischen Modell einer „schlanken Firma“ operieren. Zentrale Bestandteile des Markenkerns wie Design, Softwareentwicklung, Produktmanagement und Marketing liegen direkt bei den Herstellern. Und das sind genau die Bereiche, in denen die höchsten Gewinne möglich sind. Herstellung, Konstruktion oder Logistik haben eine schmalere Gewinnspanne und werden daher an Zulieferfirmen ausgelagert. Da sie nur minimale Gewinne erwirtschaften, sind die Zulieferer gezwungen, hohe Stückzahlen zu produzieren. Das Arbeiten für einen großen Auftraggeber ist allerdings gut für ihren Ruf und ihr Image.

Auch hier zeigt sich die Abhängigkeit deutlich. Wenn ein Auftraggeber aufgrund von geringerer Nachfrage nach seinen Geräten weniger Teile ordert, sind die Zuliefererfirmen schnell bankrott. Zudem ist es nicht unüblich, dass die Auftraggeber die Maschinen und sogar die Ressourcen vorfinanzieren, die die Zulieferer brauchen. Abgezahlt werden diese im Rahmen von Exklusivverträgen. In gewisser Weise „gehören“ die Zulieferer also den Auftraggebern. Die Abhängigkeit von den großen Konzernen führt nicht nur zu niedrigsten Löhnen, sondern beeinflusst auch die Gesundheit der Belegschaft bei den Zulieferfirmen.

Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen und die Gesundheit
Einer der wichtigsten Zulieferer ist das taiwanesische Unternehmen Foxconn. Das Unternehmen ist Auftragshersteller für Apple und fertigt außerdem unter anderem auch für Intel, Dell, Nintendo und Sony. Das Unternehmen beschäftigt über eine Million Mitarbeiter*innen, fast ausschließlich ungelernte Chines*innen. Der größte Standort dieser Firma ist „Foxconn City“, wo 135.000 Menschen arbeiten – und in primitiven Mehrpersonen-Schlafräumen für vier bis acht Personen leben. Trotzdem ist Foxconn verglichen mit anderen Fertigungsfirmen ein „menschenfreundlicher“ Ort.

Andere asiatische Zulieferer vernachlässigen Gesundheitsbestimmungen, Arbeitsschutzauflagen und Arbeitsrechte deutlich mehr, um durch niedrigere Fertigungskosten an Aufträge großer westliche Konzerne zu kommen. Dort arbeiten Montagearbeiter*innen teilweise wesentlich mehr als die in China vorgeschrieben 40 bis 45 Arbeitsstunden pro Woche, Standards bei Schlafunterkünften werden missachtet und Urlaubstage willkürlich abgelehnt.

Auch haben die Angestellten in den Betrieben vielfach Kontakt zu giftigen Chemikalien und Schutzkleidung bekommen sie häufig nicht zur Verfügung gestellt.

Auf Siegel achten
Es gibt einige wenige Siegel für Elektronikprodukte, die auch die Produktionsbedingungen in den Herstellungsländern in ihre Bewertung einbeziehen. An erster Stelle ist dies das Siegel TCO Certified, aber auch der Blaue Engel und TÜV Green Products berücksichtigen solche Kriterien. Achten Sie beim Kauf eines Elektronikprodukts auf diese Siegel.

 

Quellen und Links:
Arbeitsbedingungen bei Foxconn
Übersicht Umwelt- und Sozialsiegel

Das gesamte Smart Surfer Modul „Digitale Nachhaltigkeit“ als PDF

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 7. März 2023