Gewalt im Netz

Was ist Digitale Gewalt?

Die Digitalisierung hat das soziale Miteinander verändert – und auch die Art, wie Menschen sich Gewalt antun. Im Cyberspace steht niemand direkt vor einem und schreit einen an. Niemand schubst oder schlägt einen. Gewalt im Onlineraum kann dennoch schmerzhaft und traumatisch sein. Man kann sich allerdings wehren.

 

Was macht digitale Gewalt „besonders“? Zum einen ist sie nicht an Ort und Zeit gebunden. Beleidigungen und Belästigungen über Messenger können einen rund um die Uhr und überall erreichen. Auch im eigenen Wohnzimmer ist man nicht sicher. Das Internet vergrößert die Reichweite. Eine rufschädigender Post (engl. für Mitteilung) in einem sozialen Netzwerk ist potenziell für Tausende Menschen sichtbar. Und Beleidigungen im digitalen Raum sind langlebig und verschwinden nicht von alleine wieder.

Zum anderen lassen digitale Kanäle Hemmschwellen sinken. Das Internet macht es Täter*innen leicht, unerkannt zu bleiben. Sie können ihre Identität hinter einem Pseudonym oder einer nichtssagenden E-Mail-Adresse verstecken. Und sie müssen den Betroffenen noch nicht einmal direkt ins Gesicht schauen.

Beleidigung, Stalking, Identitätsdiebstahl …
Es gibt verschiedene „Spielarten“ digitaler Gewalt. Häufig sind diese Formen:

  • Beleidigung oder Rufschädigung: Egal, ob per Online-Kommentar, Messenger-Nachricht oder Mitteilung in einem sozialen Netzwerk: Täter*innen beschimpfen eine Person oder verbreiten bewusst falsche Informationen über sie.
  • Stalking: Täter*innen „verfolgen“ die Betroffenen über verschiedene Profile und Kanäle hinweg. Sie nehmen immer wieder Kontakt auf. Und das, obwohl klar ist: Die Gegenseite will das nicht.
  • Sexuelle Belästigung: Nachrichten mit sexuellem Bezug oder pornografische Fotos werden ungefragt einem Gegenüber zugeschickt. Eine besonders perfide Form der sexuellen Belästigung ist Revenge Porn (engl. für Rache-Pornografie): Ehemalige Partner*innen (meist handelt es hier sich um Männer) veröffentlichen ohne Einwilligung intime Fotos oder Videos.
  • Identitätsdiebstahl: Täter*innen „übernehmen“ das Onlineprofil und damit die digitale Identität der*s Betroffenen. Auf einem sozialen Netzwerk veröffentlichen sie unter falschem Namen Inhalte. Hat eine Identitätsübernahme einen wirtschaftlichen Grund, bereichern sich die Täter*innen. Sie kaufen über das jeweilige Profil etwa Produkte online und lassen sich diese selbst zuschicken.

Was tun?
Einige Schritte, um sich gegen digitale Gewalt zur Wehr zu setzen oder vorzubeugen:

  • Suchen Sie sich Unterstützung im eigenen Umfeld: Wenn Sie mit Freund*innen oder Familienangehörigen reden, fühlen Sie sich weniger ausgeliefert.
  • Darüber hinaus gibt es spezialisierte Anlaufstellen, etwa das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.
  • Sammeln Sie Belege: Erstellen Sie Screenshots von Messengernachrichten oder Kommentaren. Damit verhindern Sie, dass Täter*innen Beweise der digitalen Gewalt vernichten.
  • Prüfen Sie rechtliche Schritte: Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Onlinewachen bieten in allen Bundesländern die Möglichkeit, per Klick Strafanzeige zu stellen.
  • Nutzen Sie die Möglichkeiten des jeweiligen digitalen Kanals oder der Plattform: In Messengern wie WhatsaApp oder Signal können Sie mit wenigen Klicks gezielt Nummern blockieren. Auf sozialen Netzwerke oder Dating-Portalen können Sie Nutzer*innen oder deren Inhalte melden.
  • Geben Sie neuen Bekanntschaften ihre Telefonnummer nicht sofort heraus. Das macht es leichter, den Kontakt im Fall der Fälle abzubrechen.
  • Entscheiden Sie in sozialen Netzwerken und Messengern mit Bedacht, wer Ihre Mitteilungen sehen darf: alle Kontakte oder nur bestimmte Personen?
  • Wählen Sie bei wichtigen Profilen, etwa bei E-Mail-Anbietern oder sozialen Netzwerken, keine häufig verwendeten oder leicht erratbaren Passwörter. Passwörter wie „12345“, „Passwort“ oder ihr Vorname oder Geburtsdatum sind keine gute Wahl.

Quellen und Links:
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Leicht verständliche Broschüre zu digitaler Gewalt, vor allem gegen Frauen
Eine Übersicht des Bundeskriminalamts zu Internetwachen
Eine Liste der im letzten Jahr am häufigsten verwendeten deutschen Passwörter

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 24. November 2023