Mehr als nur Unterhaltung

Offene Kanäle: Fernsehen aus Ihrer Nähe

Fehlt Ihnen zuweilen beim Standardprogramm von großen Sendern der Bezug zu den Inhalten? Wünschen Sie sich Wohnortnahe Berichterstattung und Geschichten aus Ihrer Region? Würden Sie am liebsten selbst Programm machen? Dann hören oder schauen Sie doch mal bei den Bürgermedien rein. Fernsehen und Radio, das gibt es noch anders: von Bürgern für Bürger. Dort sind auch Themen zu finden, denen sonst keine Öffentlichkeit geboten wird.

Was sind Bürgermedien?

In ganz Deutschland sind Bürgermedien in der Form von Fernsehen und Radio vertreten. Bürgermedien sind Medien, in denen Bürger*innen Fernsehen und Radio gestalten können. Jedes Bundesland organisiert sie unterschiedlich, doch alle dienen auch zum Stärken der Medienkompetenz.

Offene Kanäle
Offene Kanäle (OKs) sind Radio- und Fernsehsender mit nichtkommerziellem Zugang für Bürger*innen . Diese sind in vielen Städten und Kommunen Deutschlands vorzufinden. Sie bieten Bürger*innen aus ihrer Umgebung an, selbst die Produktion in die Hand zu nehmen. Je nach Bundesland gibt es Rundfunk, Fernsehen oder beides.  Getragen werden OKs von gemeinnützigen Vereinen, lokale Trägervereine, die von der Landesmedienanstalt unterstützt werden.

Die Landesmedienanstalten  sind seit über 30 Jahren für nichtkommerzielle, lokale Bürgermedien zuständig. Sie werden von Vereinen, gemeinnützigen Gesellschaften oder von den Medienanstalten selbst getragen.

Nichtkommerzielles Radio
Ein anderes Bürgermedium ist das Nichtkommerzielle Radio, welches ebenfalls werbungsfrei und lokal begrenzt gesendet wird. Unterschied zu den Offenen Kanälen ist das feste Sendeschema, das durch eine Redaktion bestimmt wird. Diese prüft auch die Beitragsinhalte und folgt einem Senderkonzept. Trotzdem sind die Rundfunkkanäle aber zugangsoffener als zum Beispiel öffentlich-rechtliche Sender.

Bürgerrundfunk
Des Weiteren gibt es den Bürgerrundfunk, der zur Ergänzung der lokalen und regionalen Berichterstattung dient. Zugleich stellt dieser auch einen diskriminierungsfreien Zugang für Bürger*innen sowie Angebote zur Vermittlung von Medienkompetenz bereit. Die genaue Funktion des Bürgerrundfunks kann von Bundesland zu Bundesland variieren, da die Organisation nicht vereinheitlicht ist.

Campusrundfunk, Aus- und Fortbildungskanäle und Schulradios
Schließlich gibt es noch Radiosender für Schüler*innen, Student*innen und Auszubildende, die dort journalistische und technische Kompetenzen erlernen können. Diese sind der Campusrundfunk, der Studierenden Qualifikationsmöglichkeiten in Medien an Universitäten bietet. Es gibt zudem Aus- und Fortbildungskanäle mit diesen erklärten Zielen, die zuweilen den Offenen Kanälen ähneln. Zuletzt gibt es für Schüler*innen die Schulradios, die selbst produziert und meist in den Pausen gespielt werden.

Offene Kanäle empfangen

Um sich Offene Kanäle anzuschauen oder anzuhören gibt es verschiedene Wege. In der Regel sind sie nur lokal über Kabel- und Internetfernsehen bei verschiedenen Anbietern zu empfangen. Sie müssen also überprüfen, ob es in Ihrer Stadt oder deren Umfeld einen Offenen Kanal gibt. Die Programme und Sendereinstellungen sind auf den Websites der OKs zu finden.

Inzwischen haben viele Offene Kanäle auch Präsenz im Internet, sodass Sie von überall in Deutschland Zugriff haben. In Sozialen Medien wie YouTube und Instagram werden oft Inhalte auf den eigenen Kanälen hochgeladen. Alternativ gelangen Sie bei einigen OKs über die Websites zu Livestreams des laufenden Programms. Für genauere Informationen über einen Kanal mit Ausstrahlungsgebiet in Ihrer Nähe suchen Sie am besten im Internet nach den OKs in Ihrem Bundesland.

Beispielsweise verfügt Rheinland-Pfalz über ein Netzwerk an Offenen Kanälen, darüber können eigene Videos produziert und auf allen Kanälen verbreitet werden. Vereine im ganzen Land und das Team Bürgermedien der Medienanstalt RLP unterstützen Produzent*innen. Einfach, rechtssicher und kostenfrei. Die Offenen Kanäle verleihen Technik. Alle können mitmachen. Sie übertragen Kultur-Events, Gottesdienste oder Stadtratssitzungen live. In Rheinland-Pfalz erreichen Offene Kanäle 590.000 Haushalte im Fernsehen und Millionen Zuschauer*innen in den Mediatheken und Sozialen Netzwerken. Ob spannende Geschichten aus den Regionen, Natur, Musik oder Sport: Das Programm ist vielfältig. Eine Übersicht für das Programm aller Kanäle aus Rheinland-Pfalz finden Sie hier.

Selbst in der Produktion aktiv werden

Der große Vorteil an Offenen Kanälen ist, dass sie für jeden chancengleich und frei von Vorgaben zugänglich sind. Wenn Sie also selbst Interesse an einer Produktion haben, können Sie mit jedem Thema zu einem Offenen Kanal gehen und eine Anfrage stellen. Für den Dreh wird Ihnen Produktionsmaterial wie Kameras und Mikrophone geliehen sowie auch Technik zum Schneiden bereitgestellt. Eine Einführung in die Funktionsweisen der Technik bekommen Sie dazu und manchmal werden Ihnen auch Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. So ist es häufig kostenfrei oder gegen einen kleinen Betrag möglich, dass Sie eine eigene Sendung produzieren. Die einzige Bedingung ist, dass diese in dem Offenen Kanal ausgestrahlt wird.

An manchen Orten sind mit Offenen Kanäle zugleich auch Orte der medialen Teilhabe verbunden. Ein Beispiel dafür ist das Media:TOR in Speyer. Dort haben Sie die Möglichkeit, sich mit Techniken wie dem 3D-Druck oder Lasercutting selbst auszuprobieren. Zudem gibt es Workshops und offene Angebote wie unter anderem die Seniorensprechstunde der Digital-Botschafterinnen und -Botschafter in Speyer.

Quellen und Links:
Die Medienanstalten
Medienanstalt RLP
Offene Kanäle RLP
Ort der medialen Teilhabe Speyer

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 19. Oktober 2022