Posteo, GMX und Co.

E-Mail: Welcher Anbieter ist der Richtige für mich?

E-Mailanbieter wissen viel über Sie. Wenn Sie sich eine Mailadresse zulegen wollen, können Sie zwischen verschiedenen Diensten wählen. Worauf kommt es dabei an?

Ihrem Mailanbieter vertrauen Sie viel an. In den jeweiligen Rechenzentren lagern Hunderte oder gar Tausende Mails, die Sie über Jahre hinweg schreiben und empfangen. Der Anbieter sollte Ihre Mails vor Angriffen von außen schützen und respektvoll mit Ihren privaten Daten umgehen. Bei der Auswahl des passenden Maildienstes haben Sie die Qual der Wahl.

Kostenlose und kostenpflichtige Mailanbieter
Kostenlos nutzbare Dienste finanzieren sich meist über Werbung. Die deutschen Dienste t-online und Gmx.de haben um das Login-Feld herum ein buntes Medienportal gebastelt, auf dem sie Werbung anzeigen. Gmail zeigt Werbung direkt im Posteingang an.

  • Kostenlose Anbieter: In Deutschland besonders beliebt sind der Telekom-Dienst T-online sowie Gmx und Web.de, die zum deutschen Digitalkonzern United Internet gehören. Vor allem junge Menschen nutzen oft Gmail von Google. Die genannten Dienste bieten außerdem optionale Bezahlkonten, bei denen man mehr Speicherplatz erhält oder keine Werbung sieht.

Dann gibt es werbefreie Dienste, die sich nur kostenpflichtig nutzen lassen. Dass Sie eine Gebühr bezahlen müssen, bedeutet, dass das Geschäftsmodell klar ist: Die Mailanbieter müssen die Daten ihrer Nutzer*innen nicht sammeln, um sie Werbekunden zur Verfügung zu stellen. Die jeweiligen Unternehmen finanzieren sich über die monatlichen Gebühren.

  • Kostenpflichtige Anbieter: Vor allem Journalist*innen und politische Aktivist*innen entscheiden sich oft für zwei kleine Berliner Anbieter: Posteo kostet monatlich ein Euro und wird von dem Berliner Internetunternehmer Patrik Löhr betrieben. Hinter Mailbox.org steht das Berliner Familienunternehmen Heinlein Hosting GmbH. Mailadressen kosten dort jeweils mindestens ein Euro pro Monat.

Und schließlich gibt es Adressen, die man oft gleich mit anlegt, wenn man ein Gerät einrichtet, etwa einen Windows- oder Apple-Rechner oder ein iPhone oder Android-Smartphone. Aus Sicht des Betriebssystem-Anbieters dient die Mail-Adresse dazu, alle Daten auf dem Gerät in einem Konto zusammenzuführen. Mit dieser kostenlosen Adresse können Sie auch „ganz normal“ E-Mails verschicken und empfangen. Das ist bequem, bedeutet aber: Da Ihr Betriebssystem und Ihr E-Mail-Konto miteinander verknüpft sind, fallen sehr viel mehr Daten an einer Stelle an.

  • Konzern-Anbieter: Wenn Sie ein Gerät zum ersten Mal einrichten, werden Sie aufgefordert, eine E-Mail-Adresse anzugeben. Sie können dafür eine bereits bestehende, externe Adresse verwenden oder direkt bei der Anmeldung eine Adresse beim Anbieter des Betriebssystems erstellen. Windows gehört zum IT-Konzern Microsoft und vergibt E-Mail-Adressen unter outlook.com, outlook.de oder hotmail.com. Bei den Apple-Betriebssystemen macOS (Apple-Computer) und iOS (iPhones) erhalten Sie eine icloud.com-Adresse. Das Google-Betriebssystem Android vergibt Adressen unter gmail.com.

Datenschutz
Worauf kommt es bei der Auswahl eines Anbieters an? Zum einen können Sie sich fragen, wem Sie am ehesten zutrauen, respektvoll mit Ihren Daten umzugehen.

  • Klein vs. groß: Kleine Einzelanbieter wie Posteo oder Mailbox.org haben den Vorteil, dass sie Daten aus dem E-Mail-Profil nicht mit Daten aus anderen Produkten verknüpfen können. Ganz anders sieht es bei den Mailanbietern der großen US-Konzerne: Hinter Gmail, Icloud und Outlook stehen drei IT-Giganten, die über viele andere Produkte verfügen. Dazu zählen etwa eigene Betriebssysteme (Windows, iOS, Android) oder Internetbrowser (Chrome, Safari, Edge).
  • Kostenpflichtig vs. kostenlos: Sie könnten sich dafür entscheiden, bewusst einen Bezahldienst zu nutzen, damit der Anbieter Ihre Daten nicht für Werbezwecke sammeln und analysieren muss.
  • EU vs. USA: Unternehmen der EU sind durch die Datenschutz-Grundverordnung an strenge Datenregeln gebunden. Bei US-Unternehmen sind Daten von EU-Bürger*innen hingegen deutlich schwächer geschützt.

Datensicherheit
Wichtig ist auch, wie gut der Anbieter Ihre Nachrichten vor Angriffen von außen schützt: Hackerattacken mit dem Ziel, Millionen von Mails zu stehlen sowie gefährliche Spam-E-Mails.

Problem Mail-Spam: Laut Schätzungen handelt es sich bei 80% aller E-Mails um Spam, also unverlangt versandte Nachrichten, die Nutzer*innen massenhaft mit Werbung belästigen, Daten erbeuten oder Geräte kapern wollen. Zwei Arten von Spam sind besonders gefährlich. Phishing-Mails imitieren das Layout eines sozialen Netzwerks, Online-Marktplatzes oder Finanzdienstleisters und fordern Sie auf, auf einer manipulierten Webseite Ihre Zugangsdaten einzugeben. Malware-Spam versucht, Schadsoftware auf Ihrem Rechner zu installieren, die Daten entwendet oder Ihren Rechner verschlüsselt. Entdecken die Sicherheitsabteilungen der Mailanbieter eine gefährliche Spam-Mail, weisen sie diese entweder direkt ab oder sortieren sie in den Spam-Ordner der Nutzer*innen ein.

Beim Thema Datensicherheit haben die großen US-Anbieter tendenziell bessere Karten, Angriffe zu erkennen. Sie haben mehr Geld und können sich daher deutlich Ressourcen-stärkere Sicherheitsabteilungen leisten. Und weil Massen von Mails über ihre Systeme laufen, haben sie mehr Daten zur Verfügung, um die Muster von Hacker- und Spam-Attacken zu erkennen. Allerdings sind die großen Anbieter auch attraktive für Angriffe, weil es dort einfach mehr zu holen gibt.

Ihre Entscheidung
Eine klare Empfehlung lässt sich deshalb nicht abgeben. Es kommt auf Ihre eigenen Prioritäten an. Menschen, die viel Wert auf Datenschutz legen, entscheiden sich oft bewusst für kleine, europäische und werbefreie Bezahlanbieter. Andere hingegen setzen auf kostenlose Bequemlichkeit oder vertrauen Ihre Mails lieber den großen Anbietern mit ihren leistungsstarken IT-Abteilungen an.

Sie haben also die Qual der Wahl. Und das ist eigentlich eine gute Nachricht. Anders als beispielsweise Messenger ist E-Mail eine offene Technologie. Für welchen Anbieter Sie sich auch entscheiden, Sie können problemlos mit den Nutzer*innen aller anderen E-Mail-Dienste kommunizieren. Egal, ob klein oder groß, kostenlos oder kostenpflichtig.

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 14. Mai 2025